Streetart zum Finden
In einer Zeit, wo man sich nur online begegnen kann und ein Spaziergang jedermanns neues Hobby ist, bietet eine Aktion genau den richtigen Mix zwischen digital und analog:
Framespotting
Paul, der hinter dem Projekt steckt und dessen Gesicht bislang verborgen blieb, hängt seine besonderen Landschafts/Gesellschaftsfotos bereits hundertfach in Hamburg aus – als Kunst zum Mitnehmen. In Bilderrahmen, hergestellt aus alten Holzdielen, die er auf Baustellen einsammelt. Hinweise, wo seine Bilder hängen, gibt er auf seinem Instagram Account Framespotting_hh und dort hat er schone eine stetig wachsende Fangemeinde, die sich direkt auf den Weg macht, wenn er einen Bilder Hinweis postet. Sein früherer Job führte ihn durch die ganze Welt. Dort entstanden auch eine Vielzahl seiner Fotografien. Momente, die er erlebte, in Bildern zunächst für die Familie daheim festgehalten. Irgendwann fühlte sich der Job nicht mehr richtig an: Das viele reisen war konträr zu seinem Familienleben, auch hatte er das Gefühl, dass er das, was er tat, ohne tieferen Sinn war. Er wollte Gutes tun – das ist Paul nicht nur bei Framespotting wichtig. Sich auf menschliche Werte zu besinnen und nicht einzig und allein vom Geld getrieben zu sein. Sich der Kunst zu verschreiben. Ziele, die er unbedingt umsetzen wollte. Anfangs spielte er mit dem Gedanken, seine Bilder in einer Galerie auszustellen, doch es störte ihn, dass so vielleicht nicht alle Menschen Zugang zu seinen Bildern fanden. Und so überlegte er, wie erseine eigene, etwas andere Ausstellung machen könnte, in dem er seine Bilder an öffentlichen Orten zeigt, ohne dass sie in einer allzu schicken Galerien hängen.
Bildersuche
Doch wie sollte man Bilder draußen aufhängen, ohne Sachbeschädigung zu betreiben? Wie sollten Bilder jeder Witterung stand halten, ohne zu verblassen und zu verbleichen? Wie konnten Menschen die Bilder nicht nur sehen, sondern auch mitnehmen? Auf der heimischen Terrasse tüftelte er zwei Jahre lang, wie er Bilder aufhängen konnte, wie man sie ankleben konnte, wie er einen Bilderrahmen aus alten, recycelten Holzdielen basteln konnte. Ein Bilderrahmen, der zuließ, dass Regenwasser nicht das Bild verwischte und gleichzeitig unzerstörbar war. Gleichzeitig mit der Priorität, dass der Finder etwas Fertiges findet, was er mit nach Hause nehmen kann, um es sich direkt in seiner Wohnung aufzuhängen. Paul wusste damals nicht, wie lange so ein Bild hängen würde, nachdem er es aufhängt. Und ob es Leute überhaupt mitnehmen würden.
Aktion seit 2019
Sein erstes Bild hängte er am 04. Juni 2019 auf und die Corona Zeit half ihm, mit seiner Aktion bekannter zu werden, da er den Nerv der Zeit damit absolut traf. Bei seinen ersten Bildern, die er aufhängte, beobachtete er die Leute wie sie an seinen Bildern vorüber gingen, wie sie letztendlich stehen blieben, daran rüttelten und teilweise nicht den Bilderrahmen ohne Weiteres ab bekamen. Oder wie sie misstrauisch waren, ein Bild überhaupt mitzunehmen. Sie konnten oftmals nicht glauben, dass es in schweren Pandemiezeiten etwas umsonst gibt – etwas Gutes, ohne dass es einen „Haken“ gibt oder man misstrauen muss. Etwas geschenkt zu bekommen einzig und allein dadurch, indem man das Bild findet – ein Geschenk ohne Hintergedanken. Das Misstrauen und die Scheu haben sich allerdings ein wenig gelegt. Heute folgen ihm einige Menschen, die es kaum erwarten können, auf Bildersuche zu gehen. Er selbst hat eine kleine Komplizin, die große Freude daran hat, mit ihm gemeinsam die Bilder aufzuhängen und ihm immer wieder neue Ideen für die Gestaltung der Rahmen liefert.
Geben statt Nehmen
Warum er bislang keine keine Art Geocatching macht? „Ich möchte, dass Menschen sich nicht gezielt auf den Weg machen, sondern einfach mit offenen Augen durch die Stadt gehen und sich an den Bildern zum Mitnehmen erfreuen“, so Paul, „und klar, dass sie auch mehr aufeinander achten und nicht stumpf aneinander vorbei laufen.“ Auch wenn mittlerweile Fans nur darauf warten, einen Hinweis auf Instagram zu erhalten, um sich auf die Suche zu begeben. Sein Ziel mit Framespotting war und ist es, kein Geld mit den Bildern zu verdienen. Sondern etwas Gutes in Zeiten zu schaffen, eine Zeit, in der ohnehin alles schwer genug ist für jeden Einzelnen. Alles Gute geschieht aber ohne erhobenen Zeigefinger, sondern ist verbunden mit Spaß und Interaktion. Fremden eine Freude machen. Am Liebsten ist ihm, wenn Menschen von seiner selbstlosen Tat angesteckt werden und sich inspiriert fühlen, Mitmenschen eine Freude zu machen ohne etwas zu Erwarten.
Unverkäuflich – bis auf Originale
Wer nicht in den Genuss seiner Bilder kommt, kann natürlich gern einen Druck in groß bei ihm anfragen. Einige Framespotting Fans haben schon Originale in größerem Format zu Hause hängen, aber die kleinen Bilder, so Paul, sind und bleiben unverkäuflich. Mit den Einnahmen aus den Originalen finanziert er die nächsten kleinen Kunstwerke, die er mitsamt seiner kleinen Komplizin in Hamburg aufhängt. Dass er mit seinen Bildern auch Menschen ein Zeichen fürs Leben schickt, ist schon des Öfteren passiert. Dass Menschen in schwierigen Lebenssituationen seine Bilder finden, etwas auf seinen Bildern entdecken, was sie die ganze Zeit schon umtreibt und ihnen neue Motivation oder Antrieb gibt, sich selbst zu verwirklichen oder an sich zu glauben. Genau das sind die Geschichten, die ihn berühren, die ihn ein wenig stolz machen und die mit keinem Geld der Welt bezahlt werden können. Er motiviert auch die Finder, ihm die Geschichten, die sie mit dem Bild verbinden, mitzuteilen.
Kunstausstellung in der Zukunft
Sein geheimer Wunsch: irgendwann eine „Come together“ Ausstellung mit allen gefundenen Bildern zu machen. Und wer weiß, ob sich alle Finder der bislang aufgehängten 200 Bildern nicht nach und nach bei ihm melden. Es wäre ein schönes Zeichen für eine analoge Gemeinschaft, in einer immer stärker werdenden digitalen Welt. Und wer weiß, ob es nicht bald auch eine schöne Aktion von Framespotting und ELBBLICK Magazin gibt, wo es auch ein wenig mehr geht, als nur Bilder zu finden.
Bleibt daher auf Instagram aktuell informiert, werdet Teil der Framespotting Community, folgt seiner Seite und sagt es gern weiter: Bilder für Alle – Kunst als Geschenk! Und wer Paul einen Gefallen tun möchte, der gibt ihm Tipps, wo er noch alte Holzdielen aus Renovierungsarbeiten finden kann, damit sein Projekt weitergehen kann. Helft ihm beim Upcyclen.
Folgt ihm unbedingt auf Instagram: Framespotting_hh
Paul sagt: „Mir geht es vor allem darum, Freude zu schenken. Freude die anstecken soll, die zeigen soll, dass einem Gutes widerfahren kann, ohne einen besonderen Anlass oder eine Gegenleistung. Es sind doch die kleinen Dinge, die wir bewegen können, um anderen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Am Schönsten ist es, wenn ich mit meiner Einstellung jemanden inspirieren kann, dasselbe zu tun: Zu Geben, ohne etwas zu verlangen.“