Maren Seemann lacht gern – aber nicht einfach so: Denn sie ist die Expertin in Sachen Lachyoga. Ihre Leidenschaft ist es, Menschen durch Lachen wieder ein Stück weit gesünder zu machen. Nicht unkontrolliertes Lachen, sondern gezielt. „Im Lachyoga geht’s du spielerisch mit verschiedenen Emotionen und Lebenssituationen um, darfst laut und leise sein, sichtbar und auch unsichtbar, glücklich und unglücklich, lachen und weinen – alles ist möglich.“ so Maren. Im Interview erzählt sie noch viel mehr zum Lachyoga und die positiven Auswirkungen.
Was ist Lachyoga?
Lachyoga ist 1995 von dem indischen Arzt Dr. Madan Kataria ins Leben gerufen worden. Er überlegte sich gemeinsam mit seiner Frau Madhuri, Yogalehrerin, verschiedene Übungen, so dass mit Hilfe von einfachen Dehn- und Atemübungen das Lachen initiiert wird. Lachyoga kann allein oder in einer Gruppe ausgeübt und die Übungen können im Stehen, Sitzen und Liegen ausgeführt werden.
Mittlerweile gibt es weltweit eine sehr große Lachyoga-Bewegung. So findet man vielerorts Lachclubs, die regelmäßig Lachyoga anbieten und jeden ersten Sonntag im Mai wird der Weltlachtag gefeiert.
Die Lachwissenschaft (Gelotologie) hat in vielen Studien und Untersuchungen bestätigt, wie gesundheitsfördernd Lachen ist. Das Erstaunliche dabei ist, dass selbst ein „künstliches“ oder „gespieltes“ Lachen diese positive Wirkung auf Körper, Geist und Seele hat!
Was macht Lachyoga anders als normales Yoga?
Beim Lachyoga konzentrieren wir uns auf das Lachen miteinander, dazu schauen wir uns an. Das heißt wir nutzen die Spiegelneuronen, die uns ermöglichen, dass uns das Lachen bzw. das lachende Gesicht eines anderen Menschen hilft und anregt, selber zu lachen.
Damit sich alle in der Gruppe trauen, dies auszuprobieren, ist es sehr wichtig, dass in der Gruppe eine wertschätzende Haltung gelebt wird. Es gibt kein richtig oder falsch.
Da Lachen sehr anstrengend sein kann –erinnere dich daran, wie der Bauch zwickt und die Tränen laufen, wenn wir einen sogenannten Lachanfall bekommen – ist es wichtig immer wieder Atem- und Dehnübungen anzuleiten, so dass sich der Puls und der Herzschlag wieder normalisieren können.
Kurz gesagt, wir üben uns, wie auch in anderen Yogaarten, im Moment zu sein und atmen tief, lassen alle Gedanken los, ohne etwas zu bewerten oder zu überlegen. Der Kopf macht für den Moment Urlaub und der gesamte Körper kann entspannen.
Die Lachübungen
Durch die verschiedenen Lachübungen erleben wir Situationen oder stellen uns Situationen vor, die wir uns vielleicht niemals außerhalb des Lachyogas vorstellen könnten. Wir probieren uns aus, spielen – wie Kinder es auch tun – und sammeln neue Erfahrungen, die wir in unseren Alltag mitnehmen können. Meine TeilnehmerInnen berichten immer wieder, dass sie nicht nur positiver den Tag gestalten oder viel selbstbewusster sind und sich mehr Dinge zu trauen, Sie werden auch für jünger gehalten und lösen Probleme oder Schwierigkeiten viel kreativer bzw. haben auch viel mehr kreative Ideen.
Warum hast du damit angefangen? Bzw. wie kamst du dazu?
Ich habe zum Abschluss einer BWL-Vorlesung 10 Minuten Lachyoga erlebt. Mein Professor hatte einen Lachyogalehrer eingeladen. Das war sehr spannend, wie ich und auch andere auf diese Übungen reagiert haben. In dem Moment und vor allem hinterher. Die anschließende Pause war viel lebhafter, fröhlicher und voller Lachen und immer, wenn ich an diese ersten 10 Minuten Lachyoga denke, fange ich an zu lächeln und meine Gesichtszüge werden weich, vor allem der Bereich um die Augen. Das Jahr darauf wurde bei mir Krebs diagnostiziert und ich habe für mich beschlossen, egal wie lange ich leben darf, ich möchte mich privat und beruflich mit Dingen umgeben, die mich glücklich machen und positiv auf mich und andere wirken. Da war es für mich ganz natürlich, dass ich direkt nach meinem Krankenhausaufenthalt im Sommer 2006 zu einem Lachclub gegangen bin.
Marens ersten Erlebnisse mit Lachyoga
Dort habe ich mich anfangs sehr schwer getan, denn beim gemeinsamen miteinander lachen begegnet man sich sehr offen und das fiel mir zunächst aufgrund der Verletzung, die ich durch die Krebsdiagnose und anschließenden Behandlungen erlebt habe, doch echt schwer. Nach einem halben Jahr habe ich das erste Mal gespürt, dass ich mich komplett auf die Lachyogastunde einlassen konnte. Seit Sommer 2006 gehört Lachyoga zu meinem Leben und es ist vielmehr geworden, als eine Stunde gemeinsames Lachen in der Woche. Es ist eine Haltung, eine Lebenseinstellung geworden.
Was zeichnet deine Stunden aus? Was möchtest du gern vermitteln?
Ich möchte gern mein Lachen und mehr Lachen in die Welt tragen. Der Gründer Madan Kataria spricht immer davon, dass Lachyoga eine Art Friedensbewegung ist, denn wer lacht, der führt keinen Krieg. Ich mag diese Vorstellung und bin gern ein Teil davon.
Marens Träume
Was sind deine Träume?
Ich träume davon, dass ich ganz viele Herzensbegegnungen habe und dass wir uns alle von Herz zu Herz wahrnehmen. Ich meine damit, dass wir bei uns bleiben und mitteilen, was wir möchten bzw. nicht möchten und dabei unser Gegenüber so sein lassen können, wie dieser ist. Und das Faszinierende ist, dass wir unser Herz stärken können, indem wir unser Bewusstsein dorthin richten.
Somit ist mein Ziel, dass meine TeilnehmerInnen aus der Lachyogasession mit dem Gefühl herausgehen, tief durchgeatmet zu haben und dass ihnen „warm ums Herz“ geworden ist. Wenn Sie dann noch ins Lächeln kommen, wenn sie an diese Stunde zurückdenken, habe ich alles richtiggemacht.
So lache ich also immer gern von Herzen, ich mag es auch gern dynamisch. Wir lachen, atmen, dehnen uns, achten auf eine positive Körperhaltung, die uns stärkt, tanzen oder singen auch mal. Je nachdem ob ich mit Eltern und Babys, Kindern, MitarbeiterInnen in Unternehmen, an Krebs erkrankten oder chronisch kranken Menschen oder Senioren lache, variiert meine Lachyogastunde. Ich schaue gern, was meine TeilnehmerInnen brauchen bzw. in wie weit sie ins Lachyoga einsteigen möchten.
Die Energie des gemeinsamen Lachens ist mitreißend und am Ende der Stunde haben wir alle das Gefühl uns zu kennen, auch wenn wir eigentlich überhaupt nichts von uns preisgegeben haben. Alle sind entspannter, die Gesichtszüge weicher und die Babys schlafen oft in der Tragehilfe bei der Mutter/ dem Vater ein.
Über das Selbst-Entdecken mit Lachyoga
Ich habe mich mit Hilfe des Lachyogas viel besser kennengelernt. Im Lachyoga geht’s du spielerisch mit verschiedenen Emotionen und Lebenssituationen um, darfst laut und leise sein, sichtbar und auch unsichtbar, glücklich und unglücklich, lachen und weinen… alles ist möglich. Diese Vielfalt und Möglichkeiten möchte ich auch in meinen Stunden zeigen. Egal wie wir uns gerade fühlen oder in welcher Rolle wir uns gerade befinden – als Mutter/Vater eines Babys oder pubertierenden Teenagers, als Jemand, der um einen anderen Menschen trauert oder mit Krankheiten umgehen muss, wir haben das Lachen in uns und wir können lernen zu lachen, auch wenn uns nicht nach Lachen ist. Dies ist zunächst vielleicht ungewohnt, wenn wir aber das Wissen verinnerlichen, das der Körper nicht unterscheidet, ob wir spielerisch oder spontan lachen und trotzdem Glückshormone ausschüttet, und uns erlauben, zu lachen auch wenn uns nicht nach Lachen ist, können wir spüren, wie gut uns das Lachen tut!
Steig in den „Lachbus“
Ich sag‘ gern in meinen Kursen, lasst uns jetzt für die nächste Stunde in den „Lachbus“ steigen und schauen, wie es uns nach der Fahrt geht. Die Trauer, die Krankheit, die generelle Situation um uns herum ist dann zwar auch hinterher noch da, aber die Dynamik, wie wir die Situation wahrnehmen hat sich abgeschwächt/relativiert.
Warum geht es beim Lachyoga nicht um „Witze“?
Dr. Madan Kataria hat 1995 zunächst versucht mit Hilfe von Witzen die Menschen zum Lachen zu bringen, es war aber sehr schnell klar, dass dies so nicht möglich ist. Denn Humor hat viele Facetten und das sehen wir auch an Witzen. Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Witzen und nicht jede Art von Witz bringt jeden Menschen zum Lachen. Manche können sogar vielleicht verletzend wirken. Beim Lachyoga geht es darum, miteinander zu lachen und nicht übereinander. Wir suchen nicht einen Grund, um zu lachen, sondern lachen quasi ohne Grund, also ohne einen äußeren Anlass. So wurden die Lachübungen entwickelt, die uns unterstützen über das gespielte Lachen ins spontane Lachen zu kommen. Dabei hilft es sich gegenseitig anzusehen, es funktioniert aber auch allein für sich.
Was war dein schönes Lachyoga-Erlebnis?
Im Sommer habe ich Lachyoga im Rahmen eines Sommerfestes, dem Wulfsdorfer Parkzauber, ein inklusives Kultur- und Mitmachfest für alle Sinne angeboten. Wir lachen dort auf einer großen Wiese und um uns herum finden viele andere Angebote statt. Als wir uns in kleiner Runde gefunden hatten und anfingen, erste Lach- und Klatschübungen zu machen, kam ein Junge mit hinzu. Der Junge war mit seiner Mutter zunächst in der Nähe. Er war wie magisch angezogen und stand zunächst im Kreis und am Ende genau vor mir und hat die gesamte Stunde konzentriert mitgemacht. Auch wenn er nicht alle Übungen eins zu eins mitmachen konnte, da er eine körperliche Behinderung hatte, war er dabei und hat gemeinsam mit uns gelacht. Die Eltern waren auch ganz fasziniert, denn eigentlich, so die Eltern, kann der Junge sich nicht so lange auf eine Sache konzentrieren.
Die Magie beim Lachen
Und das ist das Magische am gemeinsamen Lachen, wir verständigen uns über Lachen, auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen oder vielleicht in unserer eigenen kleinen Welt aufgrund einer Erkrankung versunken sind. Beim Lachen fangen die Menschen an zu strahlen und alles andere wird unwichtig.
Ich habe in den letzten Jahren auch mit Menschen lachen dürfen, die schwer krank waren und das Lachen bis kurz vor ihrem Tod aktiv praktiziert haben. Und es berührt mich sehr, wenn ich sehe, wie gut es ihnen in dem Moment tut oder die Freunde und Angehörigen mir im Nachhinein berichten, wie wichtig das gemeinsame Lachen für die Teilnehmer war und wie sehr sie es genossen haben.
Weitere schöne Erlebnisse erfahre ich in meinen regelmäßig stattfinden Lachclub, meine Teilnehmerinnen berichten, dass sie sich viel selbstbewusster und kraftvoller fühlen, im Alltag besser zurechtkommen, oder auch, dass die Lachyogastunde der Grund ist, morgens aufzustehen.
Es sind diese vielen kleinen Erlebnisse, die mich bestärken, mein Lachen in die Welt zu tragen und ich bin sehr dankbar für all diese wundervollen lachenden und Herz berührenden Begegnungen.
Über Maren
Ich bin fast 53 Jahre und lebe mit meiner Familie in Hamburg. Nach dem Abitur habe ich eine kaufmännische Ausbildung absolviert und da schon gemerkt, dass ich gern in den Bereich Aus- und Weiterbildung arbeiten möchte. So bin ich bald in diesem Bereich beruflich in verschiedenen Unternehmen und der Universität tätig gewesen, habe mich stets weitergebildet und mit Anfang Dreißig nochmal entschieden, zu studieren.
Ich liebe die Mathematik und wäre gern Mathematiklehrerin geworden, dafür fehlte mir der Mut, so bin ich dem Bereich Personal oder Human Ressource Management treu geblieben und habe mein Diplom- und Masterabschluss gemacht.
Nach dem Studium war ich einige Jahre an der Universität in einer Beratungsstelle für Frauen habe ein Nachwuchsführungsprogramm mit aufgebaut und viele Frauen begleiten dürfen, die sich beruflich neu- bzw. weiterentwickeln wollten.
Da die Verträge an Universitäten meist befristet sind, habe ich mich dann entschlossen, mich als Coach und Lachyoga-Lehrerin selbständig zu machen und Kurse in verschiedenen Bereichen anzubieten.
Menschen auf ihrem Weg begleiten
Ich liebe es, die Chancen und Möglichkeiten für andere zu sehen und zu unterstützen, dass jede/r ihren/seinen eigenen Weg findet – egal ob dies im Rahmen von Lachyoga oder Coaching passiert. Alle sollten ihren Weg finden, auf dem sie sich „lachend entfalten“ können.
Mehr Infos:
www.lachyoga-lachend-entfalten.de
Instagram: marenlachyogacoaching
Maren Seemann, Lachyoga, Coaching und mehr
Zertifizierte Laughter-Ambassador (Lachbotschafterin)
Zertifizierte Lachyoga-Lehrerin durch Dr. Katarias School Of Laughter Yoga
Zertifizierter Personal-Coach und Alignment Coach
Innerer Kind Mentor in Ausbildung