SUTOSUTO

SutoSuto – Ihr Künstlername hat was Mondänes, ihr Stil ist einzigartig und vielfältig. Wer sie in ihrem Atelier besucht, ahnt von außen nicht, dass sich hinter dem schnöden grauen Bürogebäude ein absolutes Kreativzentrum versteckt: ein Ort, bei dem man sich sofort inspiriert fühlt, bei dem man das Gefühl hat, in eine andere Welt einzutauchen und neue Sichtweisen zu bekommen. Eintauchen in die SUTOSUTO Welt, ein Kosmos zwischen 3D Druck Skulpturen, dem Geruch von Spraydosen, Holz, Kleber und frischem Kaffee aus SUTOSUTO Bechern.

Sobald die Tür aufgeht, überrascht alles, was man dahinter findet. Im Eingang fällt der Blick sofort auf die große Bronze Skulptur, die über 200 kg wiegt. Es ist Hazfat, das sich selbst konsumierende Monster des Überkonsums. An den Seiten flankiert von dem Werk „Fuck Religion Love Whatever“, ihrer Interpretation der Religionen und Entfremdung zur Kirche, und gegenüberliegend ihr großes Meisterwerk „Peace“: ein aus 200 Händen geformtes Peace Zeichen aus gehärtetem Sojabohnenöl mit der Symbolkraft, Hand in Hand die Erde zu retten. Die Hände, die so täuschend echt aussehen und aus einem Drucker stammen. Man schnappt nach Luft, wenn man sieht, welche Kunstwerke sie erschaffen und wird fast demütig, in welcher Komplexität und Vielschichtigkeit ihre Werke für sich sprechen. Es scheint, als ob kein Material, kein Stift, keine Leinwand vor ihnen sicher ist, und sie aus allem ihren persönlichen Kunststil kreieren, egal ob Zwei- oder Dreidimensional.

Wer sind SUTOSUTO?

SUTOSUTO, das sind Susanne Dallmayr und Thomas Koch, zusammen ergeben ihre Vornamen ihren Künstlernamen, der international klingt und so gar nicht nach Bayern, wo Susanne, kurz „Suze“ genannt, herkommt. Oder nach Hessen, wo Thomas aufgewachsen ist. Das Duo versteht ihr Handwerk, sie sind Zeichner, Maler, Designer, Digital Artists und Skulpteure. Suze hat an der HAW Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg ein Studium im Bereich Illustration und Kommunikationsdesign abgeschlossen und hat nach einem Abstecher in die Werbung auch in einem Verlag für Grußkarten- und Geschenkeartikel sowie Kinderbücher/- zeitschriften und Trendartikel gearbeitet. Und Thomas arbeitete in mehreren Agenturen, war kreativ an der Spraydose und als Fotograf tätig und hat die Passion, sich tief in Dinge rein zu arbeiten, wenn er sie im Ganzen verstehen will.

Von der Kunst im Eingangsbereich geht es rechts in einen Raum, der das Herz ihres Schaffens ist: Zwei einfache Schreibtische, die so gar nicht in die ästhetische Kunstwelt passen und von Thomas Vater stammen, der jetzt im Ruhestand ist. Wuchtige Holztische, aufgestellt wie eine Schaltzentrale, die ein wenig an ein Raumschiff-Cockpit erinnern und gleichzeitig das Gefühl geben, das an diesen Tischen eher Versicherungsverträge abgeschlossen wurden. Nun haben SUTOSUTO diesen Tischen ein neues Leben eingehaucht, als kreative Kommando-Zentrale, mittig im Raum, umrahmt von handgemalten Skizzen, die überall an den Wänden rund um die Tische hängen. Wunderschön gezeichnete Schmetterlingsflügel, die, wie Suse ganz beiläufig erklärt, mal für eine Animation genutzt wurden. Zeichnen, egal ob digital oder analog, das können sie aus dem Effeff. Man ist allein von den Skizzen beeindruckt und ahnt, wie viel eben auch handwerkliches Können dahintersteckt, um auf verschiedenen Ebenen Kunst zu machen.

Zeichnen, Skulpturen und 3D

Vom fast schon „einfachen“ Kunstwerk auf Leinwand bis hin zu dreidimensionalen Kunstwerken oder eben Bronze Skulpturen. Und dann sind sie auch noch Dienstleister, die Aufträge annehmen. Denn auch das sind SUTOSUTO. Während unseres Atelier Rundgangs designen sie noch mal schnell das Etikett von Social Product zuende. Aus dem Nichts holt Suze ein Glas hervor und legt die Banderole drum, um zu gucken, ob alles passt, während sie gleichzeitig sich mit uns über das Reisen nach Asien austauscht. Und dann steht auf dem Tisch schon der nächste Entwurf aus dem 3D Drucker, für eine Brauerei.

Denn das Künstler-Duo kann, neben der eigenen Kunst Kunstwerke für Andere erschaffen – in ihrem unverkennbaren SUTOSUTO Stil. Dank ihrer Agenturerfahrung haben sie das Know-How, was Kunden gern sehen möchten und wissen, wie man Kundenwünsche abwickelt. Kreativ sein auf Knopfdruck, dazu noch die administrative Abwicklung und sich dabei treu bleiben – wie schafft man das? „Wir haben Geduld“, so erklärt Suze uns ihre Arbeit. Man braucht Ausdauer, man braucht eine gewisse Gelassenheit, ohne sich zu verbiegen und trotzdem wissen sie, wie sie es auf den Punkt bringen. Sie sind ehrlich und einzigartig, auch bei Auftragsarbeiten erkennt man ihr Thema und ihren Stil, das leicht extravagante ohne Übertreibung. Ihre Authentizität gibt ihnen die Freiheit, das zu tun, was sie lieben.

Duo SutoSuto

Ihre kreativen Prozesse als Duo gab es jedoch nicht von Anfang an. Irgendwann entdeckten beide, als sie schon längst privat ein Paar waren, dass durch ein gemeinsames Arbeiten ihr kreatives Potenzial noch stärker ist. Eines ihrer ersten gemeinsamen Projekte: eine Bilderserie zu den Lampedusa-Flüchtlingen. Sie wirken auf einen wie ein eingespieltes, altes Ehepaar, dass sich neckt, nicht immer einer Meinung ist, aber am Ende doch harmonieren. Sie wissen, was sie aneinander haben, wirken immer noch verliebt, nach so vielen Jahren, verlieren nicht aus den Augen, was als nächstes Projekt ansteht, welche Deadlines es gibt und was abgearbeitet werden muss.

Jeder weiß um seine Rolle und sie fanden für ELBBLICK trotzdem viel Zeit für einen Atelierrundgang. Denn: Wer mit SUTOSUTO abhängt, der kann stundenlang mit ihnen über das Leben philosophieren, über die Missstände in der Welt, über Menschen und das Reisen. „Wusstest du, dass es bald keine Bananen mehr gibt“, fragt Thomas ganz unvermittelt. Und plötzlich verfällt man in einen Dialog mit ihnen um Monokulturen, Anbau und Ressourcen. Genau das zeichnet die beiden auch in ihrer Kunst aus: sie beschäftigen sich mit globalen Themen, mit Nachhaltigkeit, sozialkritisch, ohne zu sehr die Zukunft zu negieren, aber auf Missstände aufmerksam machend, das Bewusstsein für Konsum, die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen, die politischen Lagen und der Krieg – alles vereint SUTOSUTO in ihrer Kunst.

Dort setzen sie selbst auf Nachhaltigkeit und benutzen zum Beispiel upcycled Plastik, um zu zeigen: Plastik gibt es im Übermaß, die Ressource sollte mehr genutzt und eingesetzt werden, um die Plastikberge zu verringern. Nichts an ihrer Kunst ist platt, nichts ist einseitig, vieles entsteht aus unterschiedlichsten Arbeits- und Produktionsweisen in ihrer Kunst-Kommandozentrale mit mehreren Räumen: Ob Lackierraum oder Chill-Out Area oder den Malraum, den Holzraum, wo geklebte Teile in Ruhe trocknen. Parallel in mehreren Räumen arbeitend, und am Ende alles eins werden zu lassen.

3D Werkstatt

Beeindruckend die 3D-Druck-Werkstatt in einem der Räume, die riesige 3D Drucker beherbergt. Damals, in der Pandemie fingen sie an, sich mit 3D Druck zu beschäftigen und merkten schnell: das ist was Großes. Ihren ersten kleine 3D-Drucker findet man noch in einer der hinteren Ecke des Raumes. Beim großen 3D Drucker öffnet Thomas vorsichtig die Glastüren, um zu zeigen, was entsteht: „Guck, das druckt hier schon seit 8 Tagen.“ Noch kann man nicht viel erkennen, außer einem riesigen weißen Sockel, man kann aber ungefähr erahnen, wie groß es am Ende wird und fragt sich, wie dieses Objekt jemals aus den Räumen transportieren werden soll.

Und dann lächelt Thomas verschmitzt und sagt ganz trocken: „Na, über die Fenster.“ Sie wissen genau, was sie tun und was zu tun ist und wenn sie es nicht wissen, beschäftigen sie sich so lange damit, bis sie alles darüber wissen. So wie bei den Skulpturen oder dem 3D Druck. Es ist die nächste Stufe ihres Schaffens, eine Kunst zwischen Technik und Moderne, zwischen analogem Malen und digitaler Kunst. Selbsternannte Kunst-Ingenieure, die mit technischem Verständnis, ihrem handwerklichen Können im zeichnerischen Bereich Kunst neu definieren und auf additive Fertigung setzen. Große Leinwände, die im Malraum stehen, Hände aus Sojabohnenöl, die ausgedruckt herum liegen, kleine Hazmats in Bilderrahmen, Gehirne und zwischendrin ihre geliebte Katze, eine echte Sphynx, die auch in ihren Bildern auftaucht.

Bescheidenheit

Was uns immer wieder beeindruckt, ist, dass sie um sich selbst nicht viel Aufhebens machen. Sie sind hanseatisch bescheiden. Über eine Assistenz im Büroalltag haben sie schon mal nachgedacht, aber Suse erklärt: „Die Person müsste nicht nur Unterlagen sortieren, sondern vielleicht auch mal was Kleben oder aus dem Drucker holen. Und das ist vielleicht doch keine Stelle, die man so regulär einfach ausschreiben kann.“ Was sie bräuchten, wäre ein Allround-Talent wie sie selbst eins sind, mit der Bodenhaftung und Herzlichkeit. Sie sind unbeeindruckt, wenn sie Weltstars begegnen wie Steve Aoki.

Der signierte ein von ihnen kreiertes Kunstwerk, genauso wie Pharrell Williams, alles zugunsten Viva con Agua, bzw. der Millerntor Gallery, wo sie seit Jahren fester Bestandteil sind. Für Freunde wie Das Bo gibt es dann mal ein Cover-Artwork oder für Fünf Sterne Deluxe das gesamte Stage Design à la SUTOSUTO. Und für beispielsweise die Fuggerei sind sie dann wieder als Dienstleister unterwegs, gestalten ein Wandbild Jakob Fuggers, des Gründers dieser ältesten bestehen Sozialsiedlung der Welt. Ein weiteres Wandbild findet man übrigens in der Washington Bar in der Bernhard-Nocht-Straße, direkt neben der Tanzfläche, ein gezeichneter David Bowie zwischen Snoop Dogg, Amy Winehouse, Daft Punk und Deichkind. Oder an der Wand im 25hours, den „Captain Joseph“ aus Tusche, Malerei, Mixed Media.

Höhepunkte

Ein Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere war vergangenes Jahr ihre eigene Ausstellung „Whatever Demonstrandum“, in der ältesten, seit 1821 bestehenden Galerie Hamburgs, der Commeter Galerie mit dem Titel „Whatever Demonstrandum“. Die Geschichte von SUTOSUTO ist noch lange nicht auserzählt, sie sind neugierig wie Kinder, professionell wie Unternehmer, liebevoll, demütig und treue Freunde, die trotz ihres Erfolges nicht abgehoben sind. Die sich immer wieder für das Gute einsetzen, die reflektieren mit einer Prise Extravaganz eines Künstlers. Es macht Spaß, durch die Räume ihres Ateliers zu schlendern, sich mitreißen zu lassen von Farben, Formen und Material, eben eintauchen, in den Kosmos SUTOSUTO, der mehr ist als nur Kunst.

Mehr unter

www.sutosuto.com

Instagram: sutosuto_art

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